Symptome
das vorhandene oder nie erreichte Gewicht liegt mindestens 15% unter dem erwarteten Gewicht oder bei einem Body-Mass-Index BMI von 17,5 oder weniger. Der BMI wird folgendermaßen ermittelt: kg geteilt durch Körpergröße in Metern zum Quadrat.
Das niedrige Gewicht ist selbst durch Vermeidung hochkalorischer Speisen und ein oder mehrere Verhaltensweisen wie selbst induziertes Erbrechen, selbst induziertes Abführen, übertriebene körperliche Aktivität, Gebrauch von Appetitzüglern/Diuretika herbeigeführt.
Es wird unterschieden zwischen restriktiver Magersucht mit Fasten, Diäthalten und bis ins Extreme gesteigerter körperlicher Aktivität auch nachts und bulimischer Magersucht mit Heißhungerattacken und gegensteuernden Maßnahmen wie Erbrechen, Abführmittel.
Es liegt eine Körperschema-Störung vor, die Betroffenen nehmen sich verzerrt wahr; es besteht eine extrem starke Angst, zu dick zu werden, daraus resultierend wird aktiv eine sehr niedrige Gewichtsschwelle rational und kognitiv festgelegt.
Es kommt in Folge der Mangelernährung je nach Schweregrad zu einer endokrinen Störung: Amenorrhoe (Periode bleibt aus), bei Männern Libido-Potenzverlust, erhöhten Wachstumshormonen und Kortisolspiegel sowie einer Störung von Schilddrüsenhormonen und Insulinsekretion.
Wird erbrochen, kommt es zu diversen Veränderungen wie Herzrhythmusstörungen, Nierenversagen, Hypokaliämie, Zahnschäden, Schwellung der Speicheldrüsen.
Insgesamt kann es im Extremfall zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen.
Die körperlichen Befunde sind in der Regel bei Gewichtszunahme auf Normalgewicht reversibel, Ausnahmen stellen z. B. starke Zahnschäden dar.
Trotz aller körperlichen Beschwerden halten die Betroffenen an ihrem restriktivem Essverhalten und gegensteuernden Maßnahmen fest, da der Wunsch, ein bestimmtes, selbst definiertes Körperideal zu erreichen, größer erscheint.
Das Erreichen der Gewichtsziele erfüllt mit Stolz und ist maßgeblich für die Stabilisierung des Selbstwertgefühles verantwortlich, auch beschreiben die Betroffenen, endlich ihr Leben besser unter Kontrolle zu haben.
Magersucht geht oftmals einher mit Ängsten, Depression bis hin zu suizidalen Krisen, sexuellen Ängsten und Zwängen, wobei sich die Zwänge oftmals im Essverhalten manifestieren, aber auch ausweiten können.
Symptome
Es besteht eine starke Gier nach Essen, eine ständige Beschäftigung mit diesem. Es kommt zu Essattacken auf Basis eines vorher gezügelten, stark kontrollierten Essverhalten, bei welchen in kürzester Zeit große Nahrungsmengen verschlungen werden (oftmals einige Tausend Kalorien pro Anfall, dies ist natürlich auch mit enormen Lebensmittelkosten verbunden).
Nach einem Essanfall wird z. B. durch Erbrechen, Abführmittel, Sport gegengesteuert, um nicht dick zu werden.
Es besteht eine krankhafte Furcht, dick zu werden, die selbst gesetzte Gewichtsgrenze liegt deutlich unter dem vom Arzt als gesund angesehenen Gewicht.
Soziokulturelle Faktoren wie Medien, Familie, Gleichaltrige und eine genetische Veranlagung führen zu einer so starken Selbstwertproblematik, dass die einzige Lösung dieser unterträglichen Wertlosigkeit im Fasten und Diäthalten gesehen wird. Eigene Stärken und Fähigkeiten werden kaum mehr wahrgenommen, das Selbstwertgefühl scheint nur noch durch Aussehen und Gewicht und in Folge durch von der Umwelt erfahrene Komplimente und Rückmeldungen stabilisiert zu werden, wenn auch immer nur kurzfristig. Es besteht meist eine sehr große Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung (hässlich, fett, dumm) und Fremdwahrnehmung (hübsch, intelligent, liebenswert).
Symptome
Es kommt zu wiederholten Episoden von Essattacken, wobei gegensteuernde Maßnahmen wie Erbrechen, Abführmittel, Sport etc. unterlassen werden. Es kommt zu einer beträchtlichen Gewichtszunahme. Dies wiederum führt zu starken Wertlosigkeitsgefühlen, starker Unzufriedenheit, Versagensgefühlen bis hin zu depresssiver Symptomatik.
Ein mögliche Behandlung könnte folgendermaßen aussehen:
Bewältigung von Magersucht, Bulimie, Binge Eating
Es gibt keine Wundermittel, jedoch eine Reihe effektiver Methoden und Therapieelemente, Esstörungen zu behandeln.
Der Verlauf der Essstörungsbehandlung hängt vom Schweregrad der Erkrankung und den komorbiden psychischen Beschwerden wie Ängsten, Zwängen und Depression ab.
Informationen zu körperlichen Folgeerscheinungen, Nachteilen, was ist ein normales Essverhalten überhaupt?
Wie kann ich es für mich selbst erklären und verstehen, warum ich eine Essstörung entwickelt habe?
Bei allen Essstörungsarten soll ein geregeltes Essverhalten mit normalen Essensmengen und ohne Diät zu halten, ohne ständig sich bestimmte Lebensmittel zu verbieten als auch ohne ständig an Kalorien zu denken, aufgebaut werden.
Motivationsaufbau: warum soll ich mir eine mitunter anstrengende Essstörungsbehandlung antun, was habe ich davon, was hält mich in der Essstörung noch immer, welche positiven Konsequenzen, Funktionen, Vorteile hat es für mich, doch in der Essstörung zu bleiben. Eine Essstörung kann nur überwunden werden, wenn der Patient bereit ist, loszulassen, was ihn in dieser im positiven Sinne hält.
Persönliche Ziele auch ganz konkret in Bezug auf das Essverhalten und Gewicht werden erarbeitet, so dass diese auch durchführbar, überprüfbar und realistisch sind. Dies kann sehr anstrengend sein, ist meist nicht schnell mal hingeschrieben, jedoch von enormer Bedeutung für den weiteren Verlauf, meiner Erfahrung nach. Wichtig ist, selbst hinter diesen Zielen als Patient zu stehen.
Durch die Selbstverpflichtung, ein gesundes und normales Essverhalten aufzubauen und dies auch im Verhalten zu zeigen, kommt es zu einer intensiven Auseinadersetzung mit Gefühlen, Gedanken und körperlichen Veränderungen. Das Führen von Essprotokollen, Gewichtskurven bzw. Gewichtsverträgen, Bewegungsverträgen (wieviel darf bzw. soll ich mich bewegen), Fürsoglichkeitsverträgen (bei Selbstverletzung) ist sehr hilfreich, wenn dies selbstbestimmt passiert. Patient und Therapeut schließen also Verträge ab, wobei sich der Pat. selbst verpflichtet, sich an gewisse Abmachungen zu halten. Dies mag seltsam und auch anstrengend klingen, ist jedoch oftmals für die Besserung der Beschwerden von großer Bedeutung.
Meiner Erfahrung nach sollte v.a. zu Beginn der Therapie umfangreich über Essverhalten im Detail und sehr explizit über Essen und gegensteuernde Maßnahmen wie Sport, Abführmittel, Erbrechen im Zusammenhang mit Emotionsregulierung gesprochen werden.
Mit zunehmendem Fortschritt und Stabilisierung im Essverhalten werden dann andere Themen meist wichtiger wie das eigene Selbstwertgefühl, eigene Stärken, Fähigkeiten und Schwächen annehmen lernen, Selbstwahrnehmung vs. Fremdwahrnehmung überprüfen, Gefühle benennen und beschreiben üben, Umgang mit körperlichen Veränderungen, Aufbau von Vertrauen in die eigenen Körperfunktionen, Spiegelübungen, Sexualität, Partnerschaft, meine Rolle unter Gleichaltrigen und bei Freunden, der Aufbau sozialer und positiver Aktivitäten, die Beziehung zu wichtigen Bezugspersonen, evtl. selbstverletzendes Verhalten, Umgang mit Selbsthass und Selbstverletzungsdruck, diesbzgl. Fertigkeiten erlernen und evtl. traumatische Erlebnisse betrachten.
Konstruktiver Umgang mit Rückfällen
Falls eine Klinik stationär aufgesucht wurde, ist eine ambulante Fortsetzung der Therapie meist für einen gewissen Zeitraum noch sehr sinnvoll.