Symptome der Somatisierungsstörung
Es liegen mindestens seit zwei Jahren diverse wechselnde körperliche Beschwerden vor, für welche keine ausreichende körperliche Erklärung vom Arzt gefunden wurde. Es werden oftmals eine große Anzahl von Ärzten zur Abklärung der Beschwerden aufgesucht.
Die Symptome können sich auf jedes Körperteil oder Körpersystem beziehen, z. B. gastrointestinale Beschwerden wie Schmerz, Erbrechen, Übelkeit oder abnorme Hautempfindungen wie Jucken, Brennen, Taubheitsgefühl und Hautausschläge.
Dies heißt jeoch nicht, dass die Beschwerden eingebildet sind, der Betroffene erlebt seine Beschwerden als sehr belastend.
Es fällt sehr schwer anzuerkennen, dass keine medizinische, körperliche Begründung gefunden werden konnte.
Aufgrund der Beschwerden ergeben sich Einschränkungen und Probleme im familiären und sozialen Bereich, d.h., der zunächst fürsorgliche Partner oder verständnisvolle Chef reagiert irgendwann genervt, es kommt vermehrt zu Konflikten, Streit, die Betroffenen fühlen sich zunehmend von Familie und Freunden unverstanden und reagieren mit sozialem Rückzug, eine depressive Symptomatik kann sich entwickeln.
Unterschied zur Hypochondrie
Bei der Somatisierungsstörung liegt der Fokus auf den Symptomen selbst und ihren Auswirkungen, der Betroffene möchte, dass die Symptome beseitigt werden, es werden oftmals viele verschiedene Medikamente auch im Übermaß genommen, um gegen die Symptome anzukommen.
Bei der hypochondrischen Störung ist die Person überzeugt, an wenigstens einer schweren Krankheit z. B. einer speziellen Krebsart zu leiden und Ärzte werden gebeten, spezielle Untersuchungen durchzuführen, um die vermutete Krankheit zu diagnostizieren, zu bestätigen. Die Betroffenen fürchten sich eher vor der Einnahme von Medikamenten und deren Nebenwirkungen. Der Besuch beim Arzt wirkt kurzfristig beruhigend.
Somatoforme autonome Funktionsstörung
Die körperlichen Beschwerden beziehen sich auf ein vegetativ gesteuertes Organ oder körperliches System wie Magen-Darm-Trakt, Herz, Atmung (ansonsten siehe Somatisierungsstörung).
Somatoforme Schmerzstörung
Es besteht ein andauernder, quälender Schmerz, für welchen keine ausreichende, medizinische Erklärung gefunden wurde.
Der Schmerz tritt in Verbindung mit emotionalen oder sozialen Konflikten auf.
Es kommt wie bei der Somatisierungsstörung zu einer häufigen Frequentierung von Ärzten.
Chronische Schmerzen aufgrund einer körperlichen Störung oder Einschränkung
Auch können Schmerzen, für welche es eine ausreichende, medizinische Erklärung gibt, zu einer quälenden Belastung geworden sein.
Ein mögliche Behandlung könnte folgendermaßen aussehen:
Bewältigung der Beschwerden und Schmerzen
Es geht darum, einen Umgang mit seinen Beschwerden zu finden, so dass das Leben wieder lebenswerter wird.
Die Betroffenen lernen, anhand verschiedener Strategien, wieder mehr Kontrolle über ihre Beschwerden zu erlangen und somit ihr eigener Experte bzw. "Beschwerdenmanager" unabhängig von ärztlichen Maßnahmen und Besuchen oder Hilfe aus der Familie zu werden.
Es wird betrachtet, wie in meinem Elternhaus mit Beschwerden, Schmerzen umgegangen wurde? Was habe ich davon übernommen, was sind davon hilfreiche, weniger hilfreiche Strategien?
Auch wird analysiert, welche schmerzfördernden Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen vorhanden sind und inwiefern der Betroffene selbst Einfluss auf das Erleben der Beschwerden, Schmerzen nehmen kann.
Welche alternativen Sichtweisen und Bewertungen hinsichtlich meiner Beschwerden, Schmerzen gibt: "ich bin hilflos, ständig eingeschränkt, schaffe meinen Tag kaum, warum nur immer ich" im Gegensatz zu "ich suche aktiv nach Lösungen, ich nehme mein Leben selbst in die Hand, ich respektiere meine Grenzen, achte auf meinen Körper, schrittweise kann ich es schaffen". Diese hilfreichen von Patienten entwickelten Gedanken fühlen sich bereits beim Durchlesen etwas ermutigender an. Natürlich funktioniert der menschliche Organismus nicht wie ein Computer, welchen man Mal schnell umprogrammieren kann, eine innere Bereitschaft, auch andere Sichtweisen zuzulassen, sind bereits ein erster, wichtiger Schritt.
Was kann ich aufgrund meiner Beschwerden nicht mehr machen, was sind meine Ziele und Teilziele, was möchte ich wieder erleben? Der Fokus liegt ja oftmals mehr auf dem, was man nicht mehr kann.
Auch das Führen eines Beschwerden- oder Schmerztagebuches ist sehr hilfreich, da man nach einigen Wochen den Verlauf der Beschwerden, der Stimmung und Aktivitäten sehen kann.
Was hat Aufmerksamkeit mit Schmerzerleben zu tun? Scheinwerfermodell. Das Üben von Aufmerksamkeitsumlenkung nach innen und außen ist eine wichtige Bewältigungsstrategie.
Schonen und vermeiden von Aktivitäten und Tätigkeiten: Reflektion der eigenen Verhaltensweisen, was möchte und sollte ich diesbzgl. ändern, hier geht es einerseits um den schrittweisen Aufbau der körperlichen Fitness als auch den Aufbau positiver Aktivitäten, Genuss- und Zufriedenheitserlebnissen.
Regelmäßige Entspannungsübungen.
Reflektion darüber, inwiefern die Beschwerden zu Streit und Konflikten in der Familie und im Freundeskreis führen, Erkennen der eigenen Anteile.
Letztlich geht es auch um Annehmen und Akzeptieren der körperlichen Situation, dies hat viel mit Loslassen und Trauer zu tun. Dies ist das Gegenteil von Resignation, Ohnmacht und Hilflosigkeit. Annehmen macht stark!